TEXT: CHRISTINA CZETTL
PHOTO: ZLATKO DJORDJEVIC
„Warum machst du das überhaupt?“ – diese Frage höre ich oft, wenn ich über meine ehrenamtliche Tätigkeit im International Women´s Club in Belgrad spreche. Seit dreieinhalb Jahren arbeite ich zusammen mit anderen Frauen im Vorstand für die internationale und die serbische Gemeinschaft. Auf der einen Seite versuchen wir, mitausreisenden Partnern aus dem diplomatischen wie geschäftlichen Bereich das Leben in Belgrad zu verschönern: wir treffen uns bei monatlichen „Coffee Mornings“, wir organisieren Touren in Belgrader Museen, Ausflüge innerhalb Serbiens, und bieten verschiedene zusätzliche Aktivitäten an. Auf der anderen Seite konzentrieren wir uns auch auf karikative Tätigkeiten. Einmal im Jahr werden alle Kräfte für die Organisation eines großen Basars auf der Belgrader Messe gesammelt, den schon viele Bürger jedes Jahr bereits viele Tage und Wochen vor dem Termin in ihren persönlichen Terminkalendern markieren.
Früher wurde der Basar „Weihnachtsbasar“ genannt. Vor einigen Jahren jedoch beschloss der Vorstand des Internationalen Frauenclubs, den Namen des Basars auf „Charity Bazaar“ zu ändern, um einfach auf die teilnehmenden Länder Rücksicht zu nehmen, die einer anderen Glaubensrichtungen angehören und nicht so wie die Christen das Weihnachtsfest im Winter feiern. Es ist uns einfach wichtig, dass alle Länder jeden Glaubens willkommen sind und gemeinsam ein Ziel verfolgen: Geld für diejenigen zu sammeln, die es in Serbien am Dringendsten bauchen.
Dennoch findet der Basar jedes Jahr im Dezember statt – vor den hiesigen Neujahrs- und Weihnachtsfeierlichkeiten. Es ist einfach eine besondere Zeit im Jahr, in der der Fokus auf dem „Geben“ liegt. Die Menschen erinnern sich an Werte, wie, anderen zu geben, zu teilen und den Nächsten zu lieben.
Und genau diese Werte sind meine treibende Kraft in meinem Engagement in unserem Verein. Noch dazu kann ich hier mein Organisationstalent gut einbringen. Ich genieße es buchstäblich zu sehen, wenn jeder kleine Puzzleteil sich zu einem Ganzen zusammenfügt und ein großes Manifest auf die Beine gestellt wird, wo wir in der Lage sind, mehrere tausend Euro Spendengelder zu sammeln. Oft wenn mich die Leute fragen, woher ich meine Energie nehme, habe ich keine Antwort darauf. Denn wenn man Dinge tut, die man liebt, dann fließt die Energie wie von selbst. Okay, ich gebe zu, je näher der Basartermin rückt, desto mehr ziehe ich Nutzen aus der kraftvollen Reiki-Energie. Diese Energie lädt mich nicht nur auf, sondern weiß mich auch zu beruhigen und ich kann mich besser konzentrieren und fokussieren.
Und mein Fokus liegt hier nicht nur auf der Organisation des Events, sondern ich denke schon einen Schritt weiter: Wer wird dieses oder nächstes Jahr von meiner Arbeit für den „Charity Bazaar“ profitieren? Wem wird der Club glückliche Momente schenken? Wer wird mit den Spendengeldern ein paar schöne Tage oder Monate genießen? Kann es jemand schaffen, dank des Geldes, das wir gespendet haben, auch sein Leben zu verändern? Es macht mich glücklich, einfach nur einmal zu erahnen, dass durch mein Engagement einer Person geholfen werden konnte, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen, oder vielleicht eine andere Person oder ein Kind Dinge fühlen oder sehen konnte, die es dazu brachte, zu erkennen, was sie eigentlich im Leben will und wo es für sie einmal hingehen soll. Vielleicht wusste die Person es vorher nicht und tappte im Dunklen.
Ich fühle mich bei meiner Arbeit für den Basar wie eine Kerze, die Licht ins Dunkel bringt. Das ist eigentlich die Antwort auf die erste Frage, warum ich das tue. Wir Katholiken kennen die Tradition des Adventkranzes, an dem bis zum 24.12. jeden Sonntag eine weitere Kerze angezündet wird bis zum Schluss alle vier Kerzen brennen. Das Licht der Kerzen soll uns einfach an Jesus Christus erinnern, der durch seine Geburt Licht auf unsere Erde brachte. Ich fühle mich wie eine dieser Adventskranzkerzen und alle Länder, die am Wohltätigkeitsbasar teilnehmen, stehen für eine weitere Kerze. Das ganze Organisationsteam steht symbolisch für eine weitere Kerze, sowie auch das Team im International Women´s Club, das sich um die Spendenverteilung in Serbien kümmert. Wir alle, egal aus welchem Land wir kommen, egal welcher Religion wir angehören, wir erleuchten den Adventskranz, erleuchten Serbien im Geiste Jesu Christi. Christus wurde geboren, um uns zu lehren, Licht in dieser Welt zu sein und in Liebe für andere da zu sein, ohne Verurteilung, ohne Bewertung und ohne Vorurteile. Auch heutzutage sollte er unser Vorbild sein, er, der die Herzen aller Menschen durch seine Liebe berührte. Er tat es, ohne auch nur das Geringste dafür im Gegenzug zu erwarten. Wie wäre es, wenn auch du deinen Mitmenschen mit dem Licht der Liebe begegnest?
Frohe Festtage und Licht im Herzen wünscht euch eure Christina