VON: CHRISTINA CZETTL
PHOTO: ZLATKO ĐORŠEVIĆ
Kürzlich habe ich in einem Bioladen in der „Alternativecke“, oder wie so manche vielleicht sagen würden, „Esoterikecke“ gestöbert und bin auf einen Rauhnachtkalender mit 12 Räuchermischungen für 12 Rauhnächte vom 25.12. bis zum 5.1. eines jeden Jahres gestoßen. Dieser Kalender beginnt mit dem 25.12. Unterschiedliche Quellen geben auch abweichende Daten an. Einige sprechen von nur vier wichtigen Rauhnächten, von denen eine bereits am 21.12. stattfindet. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Es geht um die Zeit und Nächte rund um den Jahreswechsel bis in den Januar hinein.
Doch zu allererst stellt sich die Frage: Was sind eigentlich Rauhnächte? Vielleicht geht es dir ja genauso wie mir, aber die Nächte um den Jahreswechsel, angefangen beim Weihnachtsfest (nach dem gregorianischen Kalender) bis hin zu Januarbeginn sind immer von einer ganz besonderen Energie umhüllt. Irgendetwas ist anders, irgendetwas fühlt sich anders an als sonst. Nun, die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren heilige Nächte. Der Grund lag u.a. darin, dass dies Nächte sind, die von den Kelten eingeschoben wurden, um die Differenz von 354 Mondtagen zu 365 Tagen im Sonnenjahr auszugleichen. Von der Energie sind sie also „Zwischentage“, in denen die Tore zu der Anderswelt weit offenstehen. In ganz Europa kannte man diese besondere Zeit im Jahr. Es wurde berichtet, dass Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel hatten, sich in während dieser Zeit in Werwölfe verwandeln. Daher auch der Name: Die Bezeichnung Rauhnächte kommt von rauh (wie wild) oder pelzig, womit das Aussehen der bösen Geister und Dämonen gemeint ist, die sich in diesen Nächten unter die Menschen gemischt haben sollen. Ob Werwolf, Dämon, böser Geist oder nicht, diese Zeit ist magisch. Die Druiden wussten, dass Rituale, die in dieser Zeit durchgeführt wurden, eine besonders starke Wirkung hatten. Es sind Tage, die einen „Übergang“ symbolisieren – vom Tod zum Leben und umgekehrt (ein altes Jahr nähert sich dem Ende, ein neues beginnt). Es kommt nicht von ungefähr, dass Karl der Große, das Fest der Geburt Christi in diese Zeit des Jahres verlegte. Die Geburt eines Lichts, das für Hoffnung, Befreiung und Erlösung steht.
Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit des Innehaltens, des sich Besinnens, des Dankens und der Neuausrichtung. Das Räuchern in dieser Zeit soll dabei unterstützend wirken, sich für Altes zu bedanken, es anzunehmen und loszulassen, sowie Neues zu definieren und sein eigener Schöpfer zu werden. Räuchern kann hier insofern unterstützend wirken, weil es nicht nur unseren Geruchssinn berührt, sondern auch die Atmosphäre, den Raum um uns herum und vor allem unsere Seele. Wer in ruhigen Momenten den Duft eines Räucherwerks in sich aufnimmt, seinen Seelenraum öffnet und den Gefühlen, die dabei aufkommen, Raum gibt, sich darauf einlässt, kann zu innerer Heilung oder konstruktiven Lösungen finden, wie auch gewisse persönliche Themen und Probleme voranbringen. Das, was der Duft auf der Seelenebene dynamisiert, kann uns auch manchmal in innerlichen Aufruhr versetzen, da alte Wunden sichtbar gemacht werden können. Dies kann und sollte aber auch dazu genutzt werden, genau diese Wunden anzusehen und zur Heilung zu bringen.
Der Beginn eines neuen Jahres ist nun genau der richtige Zeitpunkt, um sich über sein Leben Gedanken zu machen, den Kompass nochmals zu drehen, neu auszurichten und in eine neue Lebensrichtung aufzubrechen. Ich lade dich recht herzlich ein, dich über folgende Fragen Gedanken zu machen und eine Antwort zu definieren. Gerne kannst du die eine oder andere von mir vorgeschlagene Räuchermischung dazu verwenden, gewisse Themen bis zur Seelenebene anzusehen, der Stimme der Seele zu lauschen und deiner Intuition folgen, um noch konkretere Antworten zu folgenden Fragestellungen zu finden:
Wofür nutze ich meine Lebensenergie?
Wofür setze ich sie konkret ein?
Ist es mir wert, meine Lebensenergie genau für diese und jene Situation einzusetzen?
Welche Lebenssituation kann und will ich verbessern?
Was will ich loslassen?
Zum Thema „Loslassen“ und gleichzeitig Stärke für Neues zu entwickeln kannst du folgendes Räucherwerk (gemischt) verwenden: Rose, Zimt, Kalmus, Sternanis, Sonnenblume, Holunder, Weihrauch oder Bernstein
Beschäftige dich auch mit folgenden Fragen:
Was will ich auf diese Erde bringen? Was ist mein Lebenssinn und Lebensziel? Was ist mir für mein Leben wichtig? Welche Vorsätze fasse ich für das neue Jahr?
Folgende Räuchermischung kannst du für Vorsätze im neuen Jahr und für das Thema „Selbstverwirklichung“ verwenden: Weihrauch, Myrrhe, Zeder, Orange, Melisse, Eisenkraut oder Rose. Auf der einen Seite leitet dich z.B. Rose zum Weg deines Herzens, Myrrhe und Orange erwecken die Kreativität in dir und auf der anderen Seite gibt dir z.B. Zeder die Kraft, deine Vorsätze umzusetzen.
Ein guter Weihrauch versetzt uns in eine wohlige Stimmung, bringt uns mit unseren Innersten in Verbindung und hat auch eine reinigende Komponente. Deshalb findet er oft Anwendung in verschiedensten Räuchermischungen. Weihrauch ist auch das bekannteste von allen verwendeten Räucherwerken. Immerhin wird er ja auch neben Myrrhe schon in der Bibel erwähnt.
Heute ist der 31.12. – der Tag, an dem ich meinen Text verfasst habe. Es ist die Rauhnacht, in der ein neues Jahr geboren wird, bei dem es darum geht, meinen Kopf aufräumen und mich auf das neue Jahr vorzubereiten. In dieser Nacht geht es aber auch um Spaß, Dinge zu tun, die man gerne tut und an alle Segenswünsche für das neue Jahr zu senden. Geräuchert habe ich zwar noch nicht (werde ich in den Abendstunden nachholen, bevor die Gäste kommen), meinen Kopf räume ich prinzipiell gerne unter der Dusche auf, was für mich immer eine reinigende Wirkung hat und mich gleichzeitig auch in eine Art Vorbereitungszeit überführt. Bleibt nur noch, dir liebe/r Leser/in, ein gesegnetes neues Jahr zu wünschen, ein Jahr, in dem du hoffentlich viele neue Vorsätze umsetzen wirst, deinen Kompass neu ausrichten kannst, um genau die Richtung einzuschlagen, die dir zu mehr Lebensglück verhilft. Vielleicht probierst du ja das eine oder andere Räucherwerk aus und kannst fühlen, wie sich dein innerer Kompass durch den Rauch zu drehen beginnt.