TEXT: ANIMA MUNDI
Herr Dr Bernd Schneider ist seit März Leiter der Sprachabteilung und stellvertretender Institutsleiter des Goethe-Instituts Belgrad. Das Gothe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland, und seit 1970 in Belgrad vertreten. Die vielfältigen Angebote des Gothe-Instituts Belgrad in Serbien, Montenegro und im Kosovo umfassen: International anerkannte Sprachprüfungen, Durchführung von Deutschkursen, eine Bibliothek mit rund 12.000 Titeln, Kulturprogramme, Ausstellungen und Veranstaltungen in allen Kulturbereichen etc.
SIE SIND IM MÄRZ ALS LEITER DER SPRACHABTEILUNG UND STELLVERTRETENDER INSTITUTSLEITER AN DAS GOETHE-INSTITUT BELGRAD GEKOMMEN. WIE FÜHLEN SIE SICH HIER?
Belgrad ist eine sehr schöne Stadt mit sehr netten Menschen und viel Kultur. Das Leben hier sprudelt nur so. Es gibt viele junge Leute mit vielen Talenten. Das Team des Goethe-Instituts hat mich sehr gut aufgenommen. Ich fühle mich sehr wohl hier.
BISHER WAREN SIE FÜR DAS DEUTSCHE KULTURINSTITUT IN ITALIEN, TSCHECHIEN UND DER TÜRKEI UNTERWEGS. WIE SIND IHRE ERFAHRUNGEN?
In Italien war ich beim Goethe-Institut noch in der Ausbildung. Ich durfte dort in alle Arbeitsbereiche des Goethe-Instituts hineinschnuppern. Für die Programmabteilung habe ich damals eine große Ausstellung vorbereitet und eine Broschüre für eine Filmreihe erstellt. Mailand ist eine wunderschöne Stadt mit vielen berühmten Sehenswürdigkeiten.
In Tschechien hatte ich schon vor meiner Zeit beim Goethe- Institut fünf Jahre gearbeitet. Mit dem Goethe-Institut kam ich gewissermaßen in meine alte Heimat und zu vielen Freunden zurück. Die tschechische Sprache ist zu meiner Zweitsprache geworden.
Als ich in die Türkei kam, kannte ich das Land kaum. In meinem Kopf schwirrten viele exotische Vorstellungen herum. Heute weiß ich, dass die Türkei ein sehr modernes Land mit vielen klugen Köpfen ist. Als ich dort war, wurde an den Anadolu Gymnasien die zweite Pflichtfremdsprache eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler entschieden sich meist für Deutsch und das Goethe-Institut hatte alle Hände voll zu tun. Ein normaler Arbeitstag reichte bei weitem nicht aus. Besonders beindruckt war ich von der Freundlichkeit, der Hilfsbereit-schaft und vom Vertrauen, welches mir entgegengebracht wurde.
WENN SIE IN EIN NEUES LAND KOMMEN, WAS SIND IHRE ERSTEN BEMERKUNGEN?
Ich beobachte die Menschen, höre die Musik, probiere die landestypischen Speisen und Getränke und versuche zunächst, mich auf das Leben im Land einzulassen. Wichtig ist für mich auch die Sprache. Die Sprachen der Länder, in denen ich war, habe ich immer auch gelernt. Viele Sprachen zu können, ist ein großer Schatz. Ich glaube auch, dass man das Leben der Menschen und die Kultur eines Landes nur über die Sprache verstehen kann. Im Tschechischen sagt man: Wenn du als Fremder Tschechisch sprechen lernst, öffnet sich dir die tschechische Seele. Die Türken sagen: Eine Sprache, ein Freund; zwei Sprachen zwei Freunde …
WELCHE VERANSTALTUNGEN WIRD ES DEMNÄCHST VOM GOETHE-INSTITUT GEBEN?
Vom 30.6. bis 23.7. präsentiert das Goethe-Institut in der KCB-Galerie die Ausstellung „Two Worlds/Zwei Welten“.
Am 26. September werden wir den Europäischen Tag der Sprachen begehen. Für Belgrad organisieren die europäischen Kulturinstitute und viele andere Partner im Moment einen Jahrmarkt der Sprachen und Kulturen mit vielen großen und kleinen Überraschungen an diesem Tag.
Vom 30.9. bis 20.9. wir man im Haus der Jugend die Ausstellung „Umdenken – Von der Natur lernen“ besuchen können.
WIE VIELE STUDENTEN MACHEN JÄHRLICH DEN ABSCHLUSS AN DER GOETHE INSTITUT IN BELGRAD?
Wir haben ca. 2000 Studentinnen und Studenten pro Jahr. Unsere international anerkannten Sprachprüfungen sind nicht nur bei unseren eigenen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern gefragt, sondern es kommen auch viele zu uns, die nicht bei uns Deutsch gelernt haben. So kommt es, dass wir ca. 3500 Prüfungen pro Jahr abnehmen. Die Nachfrage nach unseren Kursen und Prüfungen ist äußerst groß und wir freuen uns, dass unsere Bemühungen um die deutsche Sprache hohe Anerkennung finden. Unsere Lehrerinnen und Lehrer werden ständig fortgebildet und arbeiten mit modernen Unterrichtsmethoden, um den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern das Erlernen von Deutsch so leicht wie möglich zu machen.
DAS THEMA FÜR DIE RYL E-MAGAZINE SOMMERAUSGABE IST RESTART. WAS BEDEUTET FÜR SIE RESTART? UND WIE ERLEBEN SIE DIE VERÄNDERUNGEN?
Für mich ist Belgrad in all meinen Lebensbereichen ein echter Neustart. Ich lebe in einer neuen Stadt, in einem neuen Land, bin seit kurzem wieder frei und wage also einen kompletten Neubeginn. Ich war immer Optimist und schaue neugierig darauf, was mir die Zukunft bringen wird. Es gibt erste neue Freunde, ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen. Das sind schon mal sehr gute Bedingungen, um nochmals richtig durchzustarten.