TEXT: OLIVERA PANTOVIĆ
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Moliére
Warum haben wir eine solche Ehrfurcht vor Herausforderungen? Warum übt sie eine derartige Macht und Einfluss auf unsere Lebensweise und unser gesamtes Sein aus?
Weil sie ein unausweichlicher Bestandteil unseres Lebens ist. Sie gehört zu uns wie die Luft zum Atmen und dennoch entwickeln wir ihr gegenüber im Laufe des Lebens Angst und stehen ihr misstrauisch gegenüber. Was wäre, wenn wir uns gegenüber dem Atmen derart verhalten würden?
Herausforderungen stellen uns vor Entscheidungen, Taten, Veränderungen und fordern uns heraus unsere Masken und Rollen abzulegen und authentisch zu sein. Nicht irgendwer, sondern Ich sein ist die Hauptherausforderung des heutigen Menschen. Wer wegschaut, wegrennt oder verleumdet hat nicht nur seine Mitmenschen verraten. Nein, er hat sich selbst verraten und sein Leben dem alles erklärenden Schicksal überlassen. Die Herausforderung fordert genau den Selbstignoranten heraus, will ihn aus der ihm selbst erschaffenen Komfortzone bewegen. Krallen wir uns an ihr weiterhin von allen Seiten fest, so werden all die Pegel unserer Schmerz- und Leidgrenzen ertastet. Selbstverständlich wollen wir unser wundersames und artifizielles Hologramm nicht verlassen. Wer will sich denn schon der tagtäglichen scheinbar unausweichlichen Ungewissheit, begleitet von Angst und Zweifeln aussetzen? Widerstände machen keinen Spass und tun nur weh… aber wie lange tun uns die immer wiederkehrenden inneren Unzufriedenheiten und Missstände weh? – So lange bis wir nicht verstehen, dass wir die Entscheidung über unser eigenes Leben besitzen und auch über unsere Gedanken, ob wir andere Menschen oder Umstände für unser Leid verantwortlich machen. Wir entscheiden, ob wir uns bewegen, kämpfen, uns hingeben oder einfach nur annehmen.
„Was hat das mit mir zu tun?“ Die Macht unserer Gedanken spielt eine große Rolle. Es liegt an uns zu entscheiden, wie wir uns beispielsweise in diversen (auch bedrohlichen) Situation verhalten, wie wir diese betrachten und damit umgehen. Sind wir mit unserem Kern stabil und sicher verbunden, sind wir im inneren Gleichgewicht und in Liebe werden wir nie lange zögern und werden immer wissen, was zu tun ist und dass eine Herausforderung kein Angst einflößendes Monster ist, sondern eine Aufgabe, die nur wir lösen können und müssen, weil sie für unser Fortkommen und der Menschen in unserem Umfeld wichtig ist.
Angst und Bequemlichkeit hat die Einfachheit des Lebens des modernen Menschen auf ein selbstbehinderndes Minimum und ständig aufkommender Unzufriedenheit beschränkt und lässt uns denken, wie ungerecht das Leben doch zu uns ist. Wir fordern gesund, glücklich und frei zu sein, vermeiden aber etwas dafür einzusetzen und ein selbstbestimmendes Leben zu führen, sondern warten auf ganzjährliche Einsätze des Weihnachtsmannes. Wenn wir uns neue Schuhe kaufen möchten, wissen wir, dass wir uns dafür zuerst die Mühe machen müssen, um Geld zu verdienen. Bei allen anderen insbesondere nicht-materiellen Dingen erwarten wir zumeist, dass es von alleine kommt oder zumindest ohne großen Einsatz. Stichwort: Eine Tablette täglich, um den Blutdruck zu regulieren, anstatt sich die Mühe zu machen, seine Lebensweise zu ändern, wählen wir immer wieder gerne.
Die Herausforderung lehrt uns im Laufe des Lebens, dass wir falsch gegenüber uns selbst handeln, dass wir den Weg zu unserem Kern und unserer Selbstbestimmung finden sollen, anstatt uns der Außenwelt komplett auszuliefern. Nur wer ehrlich und eine gesunde Selbstwahrnehmung ohne Selbsttäuschung besitzt, wird jede Herausforderung dankbar annehmen, an ihr wachsen und sein Glück und seine Freiheit erlangen. Wir haben die Verantwortung uns gegenüber, die sich auf alle anderen Menschen in unserem Umfeld auswirkt.